Das Amt der Prädikantinnen und Prädikanten ist ein eigenes Amt in der Kirche“, sagt Albrecht auf der Bühne des Innenhofs der Burg-Hohenstein. Prädikantinnen seien keine „Ersatzpfarrer“. „Ihr Amt ist genauso wichtig wie das Pfarramt. Die Beauftragung ist theologisch gesehen mit einer Ordination eines Pfarrers gleichgestellt“, so der Propst.
Deshalb werde die Beauftragung auch von einem Mitglied der Kirchenleitung vorgenommen. Der Gedanke geht zurück auf die Reformation und dem Gedanken der „Bürgerkanzel“. Sie gründet auf der Lehre Martin Luthers vom so genannten „Allgemeinen Priestertum aller Getauften“. Danach sind jeder Christ und jede Christin zur Weitergabe des Evangeliums berufen. Also Menschen „wie du und ich“ bringen im Gottesdienst ihre Meinung und ihre Lebenserfahrungen mit ein. Unter den zwölf Prädikantinnen und Prädikanten sind fünf Menschen aus dem Evangelischen Dekanat Rheingau-Taunus, weitere kommen aus den Dekanaten Kronberg, Frankfurt-Offenbach, Dreieich-Rodgau, dem Nassauer Land und Darmstadt.
„Amt der ehrenamtlichen Prädikantin ist Berufung“
In der Predigt, die Stefanie Reibe (Rüdesheim), Alexandra Kaiser (Heidenrod), Rebecca Völp (Hünstetten) zusammen mit Stefan Rottmann (Eppstein) und Max Fischer (Nassauer Land) halten, geht es um Wasser und Brot, das allen Menschen kostenfrei zur Verfügung stehe. Gemeint ist damit Gottes bedingungslose Liebe. „Wir sind es nicht gewohnt, dass etwas, was nichts kostet etwas wert ist. Dass es etwas ohne Gegenleistung gibt“, so Stefanie Reibe. „Das ist Gottes Stil. Er rechnet nicht, er lädt ein. Großzügig. Offen. Frei.“, antwortet Rebekka Völp. Im Bibeltext aus dem Alten Testament des Propheten Jesaja und für die Prädikantinnen geht es in ihrem Dienst um „das echte Leben“. Um die Zusage Gottes. Sie trage durch Höhen und Tiefen. Das habe Rebekka Völp selbst erlebt und davon möchte sie nun weitererzählen. Es sei nicht nur eine Aufgabe, sondern eine Berufung. „Dieser Ruf hat mich verändert“, betont auch Stefanie Reibe, die gelernte Touristik-Assistentin ist.
Videoclip zum Gottesdienst auf Youtube
Zwei Jahre Ausbildung
Die Ausbildung zur Prädikantin dauert über zwei Jahre und schließt mit der offiziellen Beauftragung durch die Kirchenleitung ab. Zunächst haben sich die zwölf in einem Jahr zu Lektoren und Lektorinnen ausbilden lassen und durften dann vorgefertigte Gottesdienste lesen. Allen zwölf, darunter auch Dr. Daniel Groß und Elke Oestreich aus Niedernhausen, hatte diese Zeit so viel Spaß gemacht, dass klar war, dass sie auch den nächsten Schritt gehen wollten: die Ausbildung zum Prädikanten. „Gerade die Themen „Predigt und Abendmahl“, haben mich interessiert“, begründet das Rebekka Völp. Für Stefanie Reibe war eine Motivation die Ausbildung zu machen, ihre „eigene Bildung zu erweitern“. Sie gehe jetzt gestärkt aus der Ausbildung, verstehe Zusammenhänge in der Theologie besser und freue sich jetzt „auch Abendmahl feiern zu können.“ Rebekka Völp ist begeistert von der Ausbildung: „Die war wunderbar. Vor allem die kreativen Herangehensweisen, wie das bildliche Darstellen von Gleichnissen, die Bildbetrachtungen oder das Nachspielen von Taufgesprächen oder Abendmahlen ist mir besonders in Erinnerung geblieben.“
„Diamanten Gottes mit wertvollster Botschaft der Welt“
Die Begeisterung überträgt sich an diesem Sonntag sofort auf die Besucher im Auditorium der Burg. Dekan Klaus Schmid bezeichnet die Beauftragten als „Diamanten Gottes“. Der Gottesdienst habe gezeigt, wie vielfältig und wunderbar es sei, dass Christen „die noch mal anders als Pfarrer im Leben stehen“, Gottesdienste halten können. Die Botschaft von der bedingungslosen Liebe Gottes zu den Menschen sei „das Wertvollste, was es in dieser Welt gibt“, so Schmid.
„Ich gebe Gottes Wort weiter nicht aus Pflicht oder Routine, sondern weil es mir Freude macht, weil ich selbst davon lebe. Dieses Wort richtet mich auf, wenn ich müde bin, es tröstet, wenn ich zweifle“, bekennt Alexandra Kaiser.
Aus dem Evangelischen Dekanat Rheingau-Taunus wurden folgende Personen beauftragt:
- Dr. Daniel Groß, NiedernhausenElke Oestreich, Niedernhausen
- Stefanie Reibe, Rüdesheim
- Rebekka Völp, Görsroth
- Alexandra Kaiser, Heidenrod
Folgende Personen aus anderen Dekanaten wurden beauftragt:
- Andreas Grüschow, Dekanat Dreieich
- Sarah Schrädt, Weiterstadt, Dekanat Darmstadt
- Max Fischer, Dekanat Nassauer Land
- Stefanie Heil, Schönborn, Dekanat Nassauer Land
- Dr. Stefan Ernst, Dekanat Frankfurt-Offenbach
- Sandra Rösner, Eppstein, Dekanat Kronberg
- Stefan Rottmann, Eppstein, Dekanat Kronberg