Am 1. Juni 2005 kam Stefanie Glaser in die Kirchengemeinde Wallrabenstein und blieb dort 20 Jahre. „Eigentlich wollte ich gar nicht so lange bleiben“, sagt sie schmunzelnd. Glaser war 1995 im Odenwald in Michelstadt ordiniert worden und wechselte nach knapp zehn Jahren wieder „in die Heimat“. „Sie passen zu uns, Sie verstehen uns“, sagte ihr eine Frau aus dem Ruheständlerkreis in Wallrabenstein. Glaser war nicht nur für die Kirchengemeinde Wallrabenstein zuständig, sondern arbeitete auch fast zehn Jahre als Klinik- und Altenheimseelsorgerin in Idstein im Vincenz von Paul Haus, im Krankenhaus in Idstein und in Bad Camberg in der Hohenfeldklinik.
In Wallrabenstein konnte sie sich ausprobieren, betonte sie. Der damalige Kirchenvorstandsvorsitzende Friedrich Hardt sagte zu ihr: „Sie finden hier offene Menschen, probieren Sie einfach aus.“ Gesagt getan. Glaser, die auch studierte Musikwissenschaftlerin ist, führte den ersten Osterfrühgottesdienst ein, führte Kindermusicals auf, entwickelte Mittelaltergottesdienste, Oasen-Gottesdienste oder thematische Gottesdienste wie „Tafeln mit Luther“, oder zu den „Frauen der Reformation“. 2017 führte sie das Luther Musical „Habe Mut“ mit Thesenanschlag auf. Und natürlich brachte sie ihr musikalisches Wissen und Können mit ein. Gründete unter anderem das Blockflötenensemble Rondo Flauto oder organisierte eine Dekanatskindersingwoche und leitete Kindersingkreise.
Stefanie Glaser liebte an ihrem Beruf, dass sie Menschen über Generationen hinweg im Leben begleiten konnte. „Ich war immer für die Menschen da“, sagt sie. Ihr war es wichtig an den Menschen dran zu bleiben, die sie begleitete. Ob bei Taufen, Konfirmation, Hochzeiten oder auch in schlechten Zeiten, wenn es den Menschen nicht so gut ging und sie traurig waren. Dann war es ihr ein Anliegen, zu trösten und für die Menschen da zu sein.
2015 übernahm sie dann mit halber Stelle auch die Kirchengemeinde Wörsdorf. Dabei war es ihr wichtig, zu den Menschen hinzugehen. Gottesdienste auch an anderen Orten zu feiern. „Wir müssen zu den Leuten hin, da wo die Menschen sind“, war ihre Überzeugung. Ihr Bestreben war es, die beiden Kirchengemeinden gut zu vernetzen, sie liebte es Gemeindeübergreifend aktiv zu sein.
„Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt“, sagt die 64-jährge. Die vergangen Jahrzehnte hätten auch Kraft gekostet, gibt sie zu. „Deshalb höre ich auf, um mich in meinem Ruhestand wieder Dingen widmen zu können, zu denen ich in den vergangenen Jahren nicht mehr gekommen bin und um wieder zu mir selbst zu finden“, schreibt sie im Gemeindebrief.
„Es warten andere Aufgaben auf mich“. Dazu gehören unter anderem das Fotografieren oder wieder in einem Chor mitzusingen. Auch das Geige-Spielen will Glaser wieder aufnehmen. In all ihrer Zeit hat sie erlebt, wie Gott ihr auch in dunklen und unruhigen Zeiten Kraft gegeben habe. „Kraft, um für andere da zu sein, ihnen von Gottes Wegbegleitung zu erzählen. Gott ist bei uns, Gott geht mit uns, Gott ist auch ein Mit-Leidender“, davon ist sie überzeugt. „Der Weg war gut“, sagt sie rückblickend auf ihr Pfarerrinnenleben. Da sei auch etwas hängengeblieben, ihre Arbeit habe Früchte getragen, sagt sie erleichtert. Das stärke sie.
Geboren und aufgewachsen ist Stefanie Glaser in Wiesbaden-Naurod (als Hausgeburt). Nach dem Abitur studierte sie Musikwissenschaften in Mainz und anschließend Theologie in Mainz, Tübingen und Erlangen.
Pfarrerin Stefanie Glaser wird am 31. August um 14 Uhr in der Evangelischen Lukaskirche in Idstein-Wörsdorf durch Propst Oliver Albrecht in den Ruhestand verabschiedet.