Jürgen Noack geht nach 38 Jahren im Untertaunus in Ruhestand

Pfarrer Dr. Jürgen Noack - Portraitfoto (c) Dekanat Rheingau-Taunus / Peter Bongard

Es war für Jürgen Noack eine bewusste Entscheidung: Als er 1987 mit seiner Frau Ilona und einem kleinen Baby in den Untertaunus in die Kirchengemeinden Strinz-Margarethä und Niederlibbach kam, rechnete keiner damit, dass sie lange bleiben würden.

Zumal Noack auch an seiner Dissertation schrieb. „Mich hat die Aussage, dass ich ja sowieso nach etwas Höherem strebe, getroffen“, erzählt Noack in seinem Büro, das er gerade am Ausräumen ist. Es hätte zwar später immer wieder die Möglichkeit des Wechsels im Raum gestanden, letztlich hätte sich aber seine Familie immer wohl gefühlt und wollte die Menschen und ihre Freundeskreise nicht verlassen. Für Noack ist das Gemeindepfarramt zudem „das höchste Amt, das die Kirche zu bieten hat“. Davon ist er auch nach 38 Jahren noch überzeugt. Mit den Menschen zu leben, das sei immer seine Maxime gewesen. „Mir war es immer ein Anliegen für die Menschen ein offenes Ohr, ein offenes Herz und eine offene Tür zu haben“, betont er. Er hoffe, das sei ihm gelungen. Und seine ursprüngliche Befürchtung, „aufs platte Land zu ziehen“, habe sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: „Das hier ist der Nabel der Welt“, sagt er mit Blick auf die kurzem Wege nach Wiesbaden, Frankfurt, dem Flughafen und den ICE-Anschlüssen.

Große Fußstapfen des Vorgängers

An die Anfänge seiner Zeit im Gemeindepfarramt kann er sich noch gut erinnern. In die Fußstapfen des Pfarrerehepaars Hoppe, mit vier erwachsenen Kindern, zu stapfen sei nicht leicht gewesen. „Wir haben versucht, als Ehepaar mit kleinem Baby, dem bald noch ein zweiter Sohn folgte, den Erwartungen zu entsprechen, das war eine große Herausforderung“, resümiert er im Nachhinein. Mit seiner Frau Ilona war er immer ein gutes Team, betont er. „Wir arbeiten zusammen, seitdem ich 17 bin, dafür bin ich sehr dankbar“, sagt er lächelnd.

Große Dankbarkeit, mit diesem Gefühl, schaut er vor allem auf die vergangenen Jahre zurück. Dank für die Kirchengemeinden, die ihm stets einen sehr großen Spielraum gegeben hätten. Dank für die Kraft, die er in all‘ den Jahren geschenkt bekommen habe. „Ich habe niemals einen gelben Zettel ausgefüllt, für meine Gesundheit bin ich Gott sehr dankbar“, sagt er deutlich.

Er habe auf unterschiedlichsten Ebenen, mit unterschiedlichsten Menschen zusammenarbeiten dürfen. Auch das sei eine wertvolle Erinnerung. Und, dass sich trotz scheinbar unüberwindlicher Hindernisse, immer wieder Wege und Möglichkeiten aufgetan hätten. Konkret am Beispiel der Orgelsanierung, für die die Kirchengemeinde Strinz-Margarethä € 200.000 habe aufbringen müssen. Anfangs sah das nach einer unlösbaren Aufgabe aus. Doch dank plötzlicher Zuschüsse durch die Landeskirche und dem Bund sowie vieler kreativer Spendenideen in der Gemeinde, sei es gelungen, die Orgel zu sanieren.

Viele Ämter

Seit 1992 war Noack ununterbrochen Mitglied im Dekanatssynodalvorstand, ab 2002 auch stellvertretender Dekan, zunächst des Dekanats Bad Schwalbach und später, dann in hauptamtlicher Funktion, des Dekanats Rheingau-Taunus. „Ich will nicht nur die eigene Kirchengemeinde im Blick haben“, sagt der 66-jährige und betont, wie wichtig ihm der Gedanke der Vernetzung sei. Vier Vikarinnen hat er ausgebildet und saß viele Jahre im Auswahlgremium der Evangelischen Kirchen Hessen und Nassau (EKHN) für angehende Pfarrer und Pfarrerinnen. Dreimal im Jahr achtete er darauf, dass „wir junge, engagierte Menschen für den Pfarrdienst gewinnen, die fähig sind, Belastungen auszuhalten und ihr Handeln stets zu reflektieren.“ Zwölf Jahre war er Mitglied der Kirchensynode und dort sechs Jahre stellvertretender Vorsitzender des wichtigen Verwaltungsausschusses. Den Vorsitz für die Krankenpflegestation Aarbergen-Hohenstein wird er auch über seinen Ruhestand hinaus beibehalten.

Kinder- und Jugendarbeit, Musik und Diakonie als Schwerpunkte

Die Kinder- und Jugendarbeit lagen ihm sehr am Herzen. Großveranstaltungen wie den Dekanats-Kinderkirchentag  sowie die ökumenische Kinderbibelwoche Aarbergen-Hohenstein mit bis zu 300 Kindern habe er sehr gerne durchgeführt. Unterrichten, war eine weitere Leidenschaft. 37 Jahre lang unterrichte er an der Aartalschule in Michelbach und der Silberbachschule Wehen und habe viele Schulgottesdienste gehalten. Ein weiterer Schwerpunkt, neben der Kirchenmusik, Noack ist selbst begeisterter Sänger, ist die Diakonie. „Wenn ich nicht bereit bin zu helfen, dann sind unsere Predigten nur leere Worthülsen“, sagte voller Überzeugung.

Noack betont, dass ihm Besonnenheit und Offenheit für die Ideen anderer Menschen immer wichtig gewesen sei. Dankbar ist er, dass er sein langes Berufsleben ohne größere Krisen ausführen durfte. Nicht immer sei alles glatt gelaufen, weiß er. „Menschen werden wohl auch mal enttäuscht gewesen sein von mir“, aber er habe die Hoffnung, dass es nur wenige Menschen seien.

Begeistert erzählt Noack von den vier Kirchengemeinden und den Ehrenamtlichen in Niederlibbach, Oberlibbach, Hambach, Strinz-Margarethä und auch Panrod und Hennethal, für die er bis zum Schluss zuständig war. „Diese Menschen sind absolut liebenswert und bereit mitzugestalten“ schwärmt er. Und meint auch die ehrenamtlichen Prädikantinnen und Prädikanten sowie die Kirchenvorsteher. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger werde hier mit offenen Armen willkommen geheißen.

Dachterrasse und Spontanurlaube

Jürgen Noack, der schon nach Taunusstein gezogen ist, freut sich auf den Ruhestand und die „wunderschöne Dachterrasse“ dort. Besonders freut er sich „auf die Begleitung der vier Enkelkinder und die gemeinsame Zeit mit seiner Ehefrau. Darauf, mal wieder „zweckfrei“ lesen und studieren zu dürfen und spontan verreisen zu können. Als Erstes gehe es auf den Darss. Er freue sich auf Fahrradtouren und andere spontane Unternehmungen. „Das Schöne am Ruhestand als Pfarrer ist es, das ich nicht mehr muss – sondern darf“, sagt er. Pfarrer bleibe er sein Leben lang.

Jürgen Noack hat in Bethel, Göttingen und Münster studiert und promovierte in Kirchengeschichte. Zudem ist er ausgebildeter Skilehrer, „Ilona sagte damals, ich heirate Dich nur, wenn Du Skifahren lernst“, sagt er lachend. Und so ist auch immer wieder bei Skifreizeiten der Gesamtschule oder der Evangelischen Jugend als Skilehrer mitgefahren.

Vielen Menschen ist der in der Nähe von Löhnberg aufgewachsene Hesse in den vergangenen Jahren begegnet, hat sie begleitet, ermutigt und getröstet. Unzählige Gottesdienste gehalten, Kinder und Erwachsenen getauft, Jugendliche konfirmiert, Menschen getraut und beerdigt. Zu seinem Abschiedsgottesdienst werden sicherlich einige davon kommen.

Jürgen Noack wird am 6. April um 14 Uhr von Propst Oliver Albrecht in der Evangelischen Kirche in Strinz-Margarethä in den Ruhestand verabschiedet und von seinem Dienst entpflichtet.