Pfarrerin Carmen Schneider in den Ruhestand verabschiedet
Vom Schuldienst in die Gemeinde
Die 63-Jährige war zuletzt zwölf Jahre Pfarrerin in Kriftel. Nach ihrem Vikariat in Mainz und Pfarrvikariat in Gustavsburg blieb sie zunächst zehn Jahre dort. Danach war sie achteinhalb Jahre als Schulpfarrerin in Wiesbaden tätig. Darauf folgten Vertretungsdienste in Rüdesheim und Taunusstein, bevor sie die Pfarrstelle in Kriftel übernahm. „Ich habe damals an die Schule gewechselt, weil das mit der Erziehung meiner Tochter besser vereinbar war und ich mich auf Religionspädagogik und Schulseelsorge spezialisieren wollte. Aber ich hatte immer das Ziel, in die Gemeindearbeit zurück zu kehren. Nach der Schulzeit meiner Tochter war das dann möglich“, erklärt Schneider. „Nach eineinhalb Jahren Vakanz war in der Auferstehungsgemeinde viel wieder aufzubauen, als ich dort hinkam“, ergänzt sie.
Jeder kann sich mit seinen Fähigkeiten einbringen
Ein Highlight ihrer Zeit in Kriftel war natürlich das 70-jährige Jubiläum der Kirchengemeinde in diesem Jahr, das mit einem umfangreichen Festprogramm begangen wurde. „Dabei ging es nicht nur um das Feiern, sondern auch um eine Konzentration und Stabilisierung der Gemeinde – gerade in diesen Zeiten des Umbruchs“, so Schneider. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihr auch die vielen Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum 2017. Die ökumenische Zusammenarbeit mit zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen der evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinde in der Kommune war ebenso prägend für sie. Weitere Schwerpunkte waren für sie das kreative Konzipieren verschiedenster Gottesdienstformen, zum Beispiel speziell für Familien oder auf der Wiese im Park. Sowie religionspädagogische Kinder- und Jugendarbeit von Kindergarten, über Kindergottesdienst bis Konfirmandenarbeit. Außerdem die Frauenarbeit mit Frauengruppe und Frauenfrühstück sowie besondere Gottesdienste, die Frauen gestalten. Darüber hinaus die Erwachsenenbildung, der theologische Gesprächskreis. „Wir sind eine Gemeinschaft von Gläubigen. Auf Augenhöhe. Jeder kann sich mit seinen Fähigkeiten einbringen“, betont sie. Seit dem Weggang von Pfarrer Rasmus Bertram vor mehr als einem Jahr ist sie die einzige Pfarrerin der Gemeinde.
Berufswahl nie bereut
Auf die Frage, warum sie sich für den Pfarrerberuf entschieden hat, antwortet Schneider: „Ich hatte immer schon eine Affinität zum Glauben. Meine fromme Großmutter hat mich als Kind mit in die Dorfkirche genommen, wo ich es unheimlich schön und heimelig fand. Der Pfarrer war sehr charismatisch und hat im Kindergottesdienst über Martin Luther King gesprochen. Da war ich begeistert“, erzählt die gebürtige Rheinland-Pfälzerin. „Später war ich in der Jugendarbeit aktiv. In der Oberstufe habe ich zwischen Psychologie und Theologie geschwankt, weil ich Beziehungen in jeder Couleur gut fand“, ergänzt sie. Nach einer relativ existentiellen Erfahrung habe sie sich dann sehr mit theologischen Fragen beschäftigt. „Das große Plus der Theologie ist, dass es um Sinnfragen und die Suche nach Gott geht“, so Schneider. Auf diese Suche hat sie sich dann beim Theologie-Studium in Marburg gemacht. Ihre Berufswahl hat sie nie bereut. „Das besondere an unserem Beruf sind diese gespürten Momente der Feier mit Gott und den Menschen“, erklärt sie. „Die Gottesdienste sind für mich tragend. Wenn wir einen Raum dafür geben und nicht nur miteinander feiern, sondern auch ernste Dinge gemeinsam im Kontakt mit Gott spüren. Es ist schön, wenn das gelingt. Hier habe ich das oft mit den Menschen erlebt“, berichtet sie. Für die Zukunft wünscht sie der Auferstehungsgemeinde „dass sie sich weiterhin vom Glauben an Jesus Christus her definiert und auch in herausfordernden Zeiten zusammen hält“.
Tanzen im Ruhestand
Die leidenschaftliche Tänzerin freut sich im Ruhestand auf mehr Zeit für dieses Hobby. Da sie sich sehr für Geschichte interessiert, möchte sie darüber hinaus mit ihrer Hündin Ida mehr zu entsprechenden Orte reisen und pilgern. Offiziell endet ihr Dienst in Kriftel Ende September. Ihre Vakanz-Vertretung übernimmt zunächst Pfarrerin Ivonne Heinrich.