Menu
Menü
X

Pfarrerin Susan Genthe in den Ruhestand verabschiedet

Pfarrerin Susan Genthe draußen vor einer grünen Hecke

Pfarrerin Susan Genthe

Pfarrerin Susan Genthe wurde am 16. Juli durch Propst Oliver Albrecht in der Evangelischen Kirche in Langenhain in den Ruhestand verabschiedet. Offiziell endet ihr Dienst Ende Oktober.

37 Dienstjahre

Die 63-Jährige schaut auf 37 Dienstjahre zurück – zuletzt zwei Jahrzehnte als Pfarrerin in Langenhain. Nach ihrem Vikariat in Rimbach bleib sie zunächst im Odenwald und war zuerst als Altenheimseelsorgerin in Wald-Michelbach und dann als Pfarrerin in Gorxheimertal tätig. Danach war sie sechs Jahre Gemeindepfarrerin in Lampertheim. 2003 kam sie schließlich mit ihrem 13-jährigen Sohn in den am höchsten gelegenen Stadtteil Hofheims, wo es ihr auf Anhieb sehr gut gefiel: „Hier ist es nicht nur landschaftlich schön. Die alte Kirche ist wunderschön, das Gemeindehaus strahlte gleich eine solche Wärme aus und das Pfarrhaus wirkte so einladend", erzählt sie. Ihr Einstieg in der Kirchengemeinde war zunächst nicht ganz so einfach. „Mein Vorgänger hatte seine Schwerpunkte im Bereich Meditation und Kontemplation. Ich bin sehr lutherisch-volkskirchlich geprägt, aber war immer sehr offen dafür, anderen Richtungen Raum zu geben. In dieser Intensität konnte ich das jedoch nicht fortführen“, erklärt Genthe.

Als Kirche Gemeinschaft stärken

„Mein Anliegen war es immer, mehr Menschen anzusprechen, die nicht so kirchennah und daher im spirituellen Umfeld nicht heimisch sind. Ihnen zu zeigen, dass Kirche auf die wichtigen Lebensfragen Antworten hat“, ergänzt sie.  „Wir haben während meiner Zeit hier zum Beispiel den Platz an der Kirche neu gestaltet, um dem Ort eine Mitte zu geben und auch als Kirche Gemeinschaft zu stärken. Das war mir immer wichtig. Dazu gehörten ebenso der Ausbau der Kirchenmusik und das Konzept des Kinder- und Familienhauses“, so Genthe weiter. „Da können wir als Kirche etwas vermitteln. Wir können Sinn anbieten und eine praktische Form von Nächstenliebe.  Wir laden zu Gesprächen ein, haben ein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen. Sind für sie da“, betont sie. 

Kinder- und Familienhaus

Das neue Kinder- und Familienhaus in der Sportplatzstraße war ein wichtiges, großes Projekt während ihrer Zeit in Langenhain. „In der mehrjährigen Planungsphase wurden viele Gruppen in Langenhain in die Überlegungen mit einbezogen“, erzählt Genthe. Krippe, Kindergarten und Schulkindbetreuung sind hier unter einem Dach zusammen. Darüber hinaus bietet das Haus Raum für Treffen und Angebote aller Altersgruppen, insbesondere Unterstützung von Familien. „Nach mehr als zehn Jahren funktioniert es inzwischen so, wie wir es uns immer gewünscht haben. Wir können für Kinder und deren Familien da sein und arbeiten sowohl im Haus als auch darüber hinaus, zum Beispiel mit der Schule, gut zusammen. Das Leitungsteam mit Irmi Rieker leistet eine hervorragende Arbeit. Es besteht eine große Verbundenheit der Familien zum Haus“, berichtet sie erfreut. Sie selbst war jahrelang wöchentlich mit der Kinderkirche sowie bei anderen Veranstaltungen dort. „Die Arbeit mit den Kindern hat mir immer große Freude gemacht und viel zurück gegeben“, so Genthe.

Orgelsanierung durch Zufallsfund

Ein ganz anderes aber ebenso großes Projekt war die Restaurierung der Kirchenorgel. „Die alte Orgel war irgendwann kaputt gegangen und man hatte ein Elektronium, eine elektronische Orgel, eingebaut. Auf dem Dachboden habe ich dann alte Orgelpfeifen gefunden und die alte Tastatur gefunden. So kam die Idee zur Wiederherstellung auf“, erklärt sie. Überrascht und fasziniert habe sie damals die große Anteilnahme und Spendenbereitschaft im Ort. „Es kam in kurzer Zeit so viel Geld zusammen. Auch von Menschen, die nicht in den Gottesdienst gehen. Die Kirche und ihre Orgel liegt ihnen offensichtlich sehr am Herzen“. Besonders am Herzen lag ihr darüber hinaus die Arbeit mit den Evangelischen Frauen, die in Langenhain immer sehr aktiv waren. Mit ihnen arbeitete sie unter anderem an wechselnden theologischen  Themen.

Berufswahl durch Bedingungen in ehemaliger DDR beeinflusst

Ihre Berufswahl hatte auch mit den politischen Bedingungen in der ehemaligen DDR zu tun. Die gebürtige Sächsin wuchs südlich von Dresden auf. „Meine Mutter hat meine Schwester und mich christlich erzogen. Sie kam aus dem Erzgebirge – also quasi dem »Gallischen Dorf« mit einer für die DDR ungewöhnlich hohen evangelischen Prägung. Außerdem war meine beste Freundin Pfarrerstochter. Sie hat mich dazu motiviert, mich sehr intensiv mit aktuellen Dingen, die in der DDR passiert sind, zu beschäftigen. Ich entschied mich für die Konfirmation an Stelle der Jugendweihe. Weil das nicht gern gesehen wurde, hat man mir das Abitur und später den Zugang zu staatlichen Hochschulen verwehrt. Also ging ich auf eine kirchliche Hochschule und studierte am kirchlichen Oberseminar in Naumburg Theologie. Und nach der Ausreise in die Bundesrepublik setzte ich das Studium in Heidelberg fort“, erzählt Genthe. „Ich hätte gerne etwas Kreatives studiert, aber mein Herz schlug ebenso für die Theologie. Und die ist ja auch ganz kreativ“, ergänzt sie. Eigentlich wollte sie in der DDR bleiben, weil Pfarrer dort dringender gebraucht wurden. Nachdem zuerst ihre Eltern und später auch ihre Schwester in die BRD gingen und alle gegenseitigen Besuche von den Behörden abgelehnt wurden, entschied sie sich schließlich für die Ausreise. Das Besondere an ihrem Beruf ist für sie die Vielseitigkeit. „Das gefällt mir am Pfarrberuf wirklich gut. Das ist die eine Seite. Auf der anderen wird es mitunter recht anstrengend. Von der Beerdigung geht es zu einem fröhlichen Nachmittag mit den Evangelischen Frauen. Dann kommt eine Sitzung zu Verwaltungsarbeiten. Und die Gedanken an die nächste Predigt gehen ebenfalls schon mit einem um“, berichtet Genthe. Leider kämen immer mehr Verwaltungsaufgaben hinzu. Darunter leide nicht nur sie, sondern auch die ehrenamtlichen Kirchenvorsteher:innen.

Ruhestand ohne To-Do-Liste

Im Ruhestand wird sie in Langenhain wohnen bleiben. „Am meisten freue ich mich darauf, dass ich nicht mehr meiner To-Do-Liste hinterher hetzen muss. Sondern ich kann darauf warten, dass neue Aufgaben mich finden.  Ich habe zwar schon Ideen, aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Dazu habe ich auch bei meiner Verabschiedung gepredigt. Ich bin kreativ und nähe viel – zum Beispiel zahllose Kostüme für Krippenspiele. Dafür habe ich dann ebenfalls mehr Zeit. Erst einmal möchte ich ein Jahr Pause machen, aber danach bin ich gerne für Vertretungsdienste in der Gemeinde bereit“, so Genthe. Offiziell endet ihr Dienst in Langenhain Ende Oktober. Ihre Vakanz-Vertretung übernimmt zunächst Pfarrer Moritz Mittag aus Bremthal.


top