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Juliane Schüz wird Dekanin im Hochtaunus

"Zuversichtlich durchstarten"

Pfarrerin Dr. Juliane Schüz steht in ienem gelben Pulli mit einem dunklen Blazer vor im Altarraum in Mittelheim. Auf dem Altar liegt eine Bibel, im Hintergrund ist das Kreuz zu sehen und Dornenzweige in einer Vase.

Pfarrerin Dr. Juliane Schüz im Altarraum in Mittelheim

Zur Zeit nimmt Pfarrerin Dr. Juliane Schüz die Abschiede ganz bewusst und intensiv wahr. „Das hat bereits vor einem halben Jahr begonnen, als ich wusste, dass ich Dekanin im Dekanat Hochtaunus werde“, sagt sie. Das letzte Krippenspiel ist jetzt schon etwas länger her, die letzte Konfifahrt war vor vier Wochen. Jetzt die letzte Klausur des Kirchenvorstandes, dann der Abschieds-Gottesdienst am 24. März (10 Uhr in Mittelheim). Am 1. April startet sie dann im Nachbardekanat „gleich voll durch.“

Erste Termine in ihrer künftigen Wirkungsstätte hat sie schon ein paar gehabt, erzählt sie. Von der Struktur und den Zahlen ist das Nachbardekanat mit dem Dekanat Rheingau-Taunus vergleichbar. Für etwa 45.000 Evangelische Christinnen und Christen in gut 30 Kirchengemeinden mit rund 40 Pfarrerinnen und Pfarrern ist sie künftig verantwortlich. Gleich Anfang April will Familie Schüz nach Bad Homburg ziehen. Der Zeitplan für Renovierung und Umzug sei straff „sollte aber klappen“, sagt Juliane Schüz schmunzelnd.

Arbeit in Landessynode ermutigte sie zur Bewerbung

Im Januar 2018 trat sie ihre erste Stelle als Gemeindepfarrerin in Oestrich-Winkel an. Es sei eine sehr gute Zeit gewesen, konstatiert sie. „Eigentlich wollte ich gar nicht weg“, so die Pfarrerin. Der Impuls zur Bewerbung sei aus ihrer Arbeit in der Landessynode entstanden. Dort saß sie auch im Verwaltungsausschuss, in dem es unter anderem um das Vorbereiten von Gesetzesvorlagen geht. „Da gilt es in sieben bis acht Sätzen den groben Rahmen zu beschreiben“, erklärt sie. Und dann sei sehr oft gesagt worden: „Die Konkretion muss vor Ort in den Dekanaten umgesetzt werden.“ Das möchte sie nun ganz konkret im Hochtaunus tun. Juliane Schüz hat viele Ideen dazu und freut sich darauf, weiß aber auch, dass „jetzt der Realitätscheck kommt.“

Die neue Aufgabe sei natürlich anders, als ihr Dienst in der Kirchengemeinde. „Hier kenne ich jede Straße, jede Ecke. Ich kenne die Leute und wusste meist, was mich erwartet“, erzählt sie.

Mehr Freiraum als bloße Verwaltung

Sie freue sich sehr auf ihre neue Rolle. „Es gibt viele begründete Erwartungen sowie viele Unbekannte“, sagt die promovierte Theologin. Gerne möchte sie mit anderen den großen Transformationsprozess „ekhn 2030“ ganz konkret mitgestalten. „Wir sind im einem Prozess, der die Evangelische Kirche gut verändern kann“, ist sie überzeugt. So, dass Kirche gut sichtbar wird als positiver Akteur in der Gesellschaft und auch gut im Sinne der Mitarbeitenden im Haupt- und Ehrenamt. Insgesamt sieht die 38-jährige mehr Freiraum als „nur das Erbe zu verwalten“. Im Gegenteil: die große Vielfalt im Prozess, die bereits begonnenen Innovationen und die Ideen engagierter Kolleginnen und Kollegen machten ihr Mut.

Das Pfarramt „mit all‘ den berufsbedingt gewachsenen Beziehungen“, sei ein Privileg. Auch privat habe sie „ein schönes soziales Netz aufgebaut“, sagt sie dankbar. „Ich werde den Blick auf den Rhein vermissen und wie auf ihm das Leben vorbeizieht“, gibt sie zu, auch wenn sie Berge und Wald liebt und es ebenfalls als Privileg erachtet, dass sie künftig am Fuße des Feldberges wohnen darf.

Kirche soll Zuversicht ausstrahlen

Ihr Konfirmandenspruch aus dem Buch Josua (Kapitel 1, Vers 9) beginnt mit dem Zuspruch Gottes: „Sei nur getrost und unverzagt“. Diesen Satz sehe sie sowohl als Zusage, als auch als Appell an die eigene Lebensgestaltung. „Das ist eine Haltung, wie ich in die Zukunft gehe“, sagt sie selbstbewusst. Nicht nur was den Prozess ekhn2030 betrifft, sondern auch was Themen wie Gaza, Ukraine, Rechtsextremismus, Demokratieverdrossenheit und wirtschaftliche Herausforderungen angehe. „Es gibt ja genügend Baustellen, die einen in die Depression stürzen könnten“, sagt sie nachdenklich. „Aber wir sind berufen zur Hoffnung. Das ist unsere Stärke als Kirche“, betont Juliane Schüz. „Was auch immer kommt, wir können als Christinnen und Christen getrost durch die Zeit gehen“, ist sie überzeugt.

Hintergrund Dr. Juliane Schüz
Die geborene Offenbacherin hat lange in Heusenstamm gewohnt, ist in einer christlichen Familie aufgewachsen und war früh in der Evangelischen Kirche aktiv. „Ich wollte schon immer etwas Sinnvolles tun“, erklärt sie ihre Berufswahl, hatte aber eher an Human- oder Tiermedizin gedacht. Erst im Auslandsjahr in Australien und Malaysia merkte sie, dass sie „irgendetwas mit Kirche und für das Reich Gottes“ machen wollte. Theologie studiert hat sie in Mainz, Princeton (New Jersey/USA) und Tübingen. Promoviert bei der systematischen Theologin Christiane Tiez (Zürich). Das letzte halbe Jahr vor ihrem Dienstantritt in Oestrich-Winkel arbeitete sie im so genannten Spezialvikariat im Stabsbereich des damaligen Präsidenten der Diakonie Deutschland Ulrich Lilie in Berlin.


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